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Portrait Rudi Altig

Geboren wurde er am 18. März 1937 in Mannheim. Angeregt durch seinen 2 Jahre älteren Bruder Willy wandte sich der bis dato lieber mit dem Fußball liebäugelnde Rudi dem Radsport zu. Sein großes Talent zeigte sich schnell, knapp 15jährig gewann er 1952 sein erstes Rennen,eine Querfeldeinveranstaltung und 3 Monate später wurde er bereits Bezirksmeister der B-Jugend auf der Straße.

Die Altig Brüder waren ab sofort fester Bestandteil des deutschen und wenig später des europäischen Radsports. Allerdings mußten beide erst eine Lehre abschließen (Rudi als KFZ-Elektriker) um sich ihr teures Hobby leisten zu können.

Rudi gelangen schon als Amateur große Bahnrad-Erfolge: 1957, 1958, 1959 wurde er Deutscher Meister in der
4 000 m Mannschaftsverfolgung, auch in der 4000 m Einzelverfolgung wurde Rudi Weltmeister(1959).
Und er wußte schon damals nicht nur im Sattel zu beeindrucken, vor dem Endlauf gegen den Italiener Valotto bereitete er sich mittels eines Yoga-Kopfstandes auf die entscheidenden Runden vor,denn solches hatte man bis dato noch nicht gesehen.
Und dann wurde dieser Deutsche auch noch Weltmeister!! Auch die Art und Weise des Sieges: Rudi Altig führte klar, als ihm zu Beginn der letzten Runde ein Reifen platzte, kein Problem, die Juroren kannten ihm den Titel aufgrund seines großen Vorsprungs trotzdem zu.

Und es ging erfolgreich weiter indem er 1960 und 1961 über die 5 000 m Distanz auf der Bahn gleich den WM-Titel einheimste um dann an der Seite von Rik van Steenbergen in das Geschäft der Sechs-Tage-Rennen einzusteigen. Insgesamt bestritt er 75 Rennen, 23 Mal hieß der Sieger Rudi Altig, meist gewann er an der Seite von Siggi Renz.

Den ersten Profi-Vertrag für Straßenrennen erhielt Rudi Altig 1962 bei der renomierten französischen Equipe Saint Raphael-Helyett an der Seite von Jaques Anquetil. Mit dem bestritt er auch seine erste große Rundfahrt, die Vuelta. Anquetil träumte zu der Zeit davon erster Fahrer zu werden, der als Sieger aller drei großen Rundfahrten in die Analen eingeht. Zweimal hatte er bereits die Tour de France und einmal den Giro gewonnen.
Rudi Altig durfte starten, da sein sportlicher Direktor ihn noch nicht als geeignet für die Tour de France einstufte, so sollte er seine geballte Kraft in den Dienst des französischen Helden stellen.
Doch Rudi war stark,ungestüm und gut in Form und er kannte keinen Respekt, warum sollte er sich zurückhalten? Auf der 2. Etappe gaben sechs Fahrer seines Teams in einer Fluchtgruppe den Ton an, Altig gewann den Sprint und übernahm das Trikot des Führenden,was er auch bis zum Ende dieser Vuelta nicht mehr hergab.Das Anquetil darüber nicht erfreut war ist klar,doch Altig feierte einen grandiosen Sieg.

Der Zwist dauerte aber nicht lang, bereits wenige Wochen später bei der Tour de France ergänzten sich beide prächtig.Altig gewinnt neben der Auftaktetappe noch 2 weitere und sichert sich am Ende der Tour das grüne Trikot,wobei Anquetil sich den Rundfahrtsieg sichert.
Am Ende der Tour sind Anquetil und Altig die besten Freunde und letzterer ist auch in Frankreich ein Star, dem aufgrund dessen eine Menge lukrativer Bahnverträge finanziell weiterhelfen.

1963 beendete ein Sturz auf einer Pariser Hoteltreppe alle Tourträume. Aber 1964 wurde wieder ein gutes Jahr für ihn. Der Sieg bei der Flandern-Rundfahrt gehört mit zu seinen wertvollsten Erfolgen. Auch die Tour de France, die sich in diesem Jahr zu einer der spannensten überhaupt entwickelte, verlief für ihn zufriedenstellend, immerhin konnte er drei Tage in Gelb verbringen, und der 15. Rang im Endklassement ist für einen Fahrer seines Typs recht achtbar.

Rudi Altig galt als excellenter Rouleur, mit hohen Sprintqualitäten. Für die Berge war das 185 cm große Kraftpaket,zu schwer,obwohl er auch auf diesem Terrain passable Leistungen ablieferte.
Zäh war er,draufgängerisch,spektakulär und explosiv mit starker Persönlichkeit.

1966 war Rudi Altigs erfolgreichstes Jahr. Die Toskana- und die Piemont-Rundfahrt beendete er siegreich, 2 Giro- und 3 Tour de France-Etappensiege, 9 Tage im Gelben Trikot konnte er verbuchen und er wurde Straßenweltmeister auf dem Nürburgring.Jetzt stand Westdeutschland Kopf, was für ein Jubel!. Sein nach eigenen Worten schönster Sieg gelang ihm dann bei Mailand-San Remo 1968.
1970 wurde er nochmals Deutscher Straßenmeister und er gewann Rund um den Henninger Turm bevor er sich 1972 aus dem aktiven Rennsport zurückzog um Bundestrainer der deutschen Amateure und technischer Direktor des Puch-Profi-Teams zu werden. Erfolgreich war er dabei leider nicht.
Besser erging es ihm als technischer Berater der Schauff-Fahrrad-Werke und als Rennleiter verschiedener Amateurrennen, seit 2001 auch des Rennens Rund um den HenningerTurm.

Rudi Altig lebt heute mit seiner zweiten Frau und 2 Kindern aus dieser Ehe in Sinzig-Koisdorf am Rhein. 1994 wurde ihm aufgrund von Magenkrebs der Magen entfernt.Des weiteren ist er für die ARD bei der Tour de France tätig und hat so manch lockeren Spruch auf der Zunge.